Rückblick nach zwei Dritteln des Jahres 2025

31. August 2025 durch
Rückblick nach zwei Dritteln des Jahres 2025
ZfV - Zentrum für Verbandsführung AG, Martin Diethelm

Zwei Drittel von 2025 liegen hinter uns – Zeit für einen sehr persönlichen Rückblick. Dieses Jahr war bislang ein Wechselbad der Gefühle: euphorischer Aufbruch, wilde Achterbahnfahrt, schmerzhafte Talfahrt und nun ein neuer Aufschwung mit viel Zuversicht.

Es war ein Jahr, in dem wir im Zentrum für Verbandsführung unglaublich viel gelernt haben – über uns selbst, über unsere Systeme, über Zusammenarbeit und über das, was es bedeutet, mit Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit ein Unternehmen aufzubauen.

Die Philosophie «Be the change you want to see», die mich seit meiner Jugend begleitet, ist für mich mehr als ein schöner Satz. Sie steht für eine Haltung von Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Direktheit – und sie hilft uns beim Lernen und beim Besserwerden. Damit leben wir auch ein Prinzip von Soziokratie 3.0: die kontinuierliche Verbesserung. Diese Haltung drückt sich auch in unserer Kommunikation aus. Wir wollen offen teilen, was gelingt, was nicht gelingt und was wir daraus lernen. Dazu gehört auch, dass wir über Abgänge von Mitarbeitenden und deren Gründe transparent geschrieben haben – nicht, um Schuld zu verteilen, sondern weil es Teil unseres Lernprozesses ist.

Aufbruch

Wenige wissen, dass ich als Jugendlicher in einem Industriequartier aufgewachsen bin – in einem Haus, in dem sich drei konkurrierende Firmen zusammenschlossen, um gemeinsam zu arbeiten. Aus diesen Unternehmen entstanden später bekannte Player wie MobileZone.

Dort erlebte ich als einer der Ersten in der Schweiz Satellitenfernsehen – russische Kanäle in den 80er-Jahren. Doch viel prägender war ein anderes Erlebnis: In jungen Jahren sah ich den Film Gandhi. Seine Philosophie «Be the change you want to see» brannte sich mir tief ins Herz – oder, wie es meine neue Wahlheimat Wallis ausdrücken würde: „ins Herz gemeisselt“.

Mit dieser Haltung starteten wir ins Abenteuer ZfV. Als wir vor einem Jahr von zwei Monaten in Südostasien zurückkehrten, war klar: Am 1. Januar 2025 würde es losgehen – ohne Kunden, ohne Sicherheiten. Umso stolzer waren wir, gleich zu Beginn mit zwei Mandatskunden starten zu dürfen, die uns ihr Vertrauen schenkten. Am 1. April kam bereits ein weiterer hinzu. Parallel dazu erreichten uns viele Anfragen bei KampaHire, der Rekrutierungsabteilung, die ich aus meinem früheren Unternehmen wieder übernommen hatte.

Es war ein Aufbruch voller Energie, voller Ideen, voller Euphorie.

Achterbahnfahrt

In dieser Euphorie entstanden unzählige neue Ideen – zum Beispiel, inspiriert von Döbelis Not-to-Do-Liste, eine eigene Blog-Serie: „Was man in der NPO-Führung besser nicht tun sollte“. Es war ein schöner Gedanke, offen über Fehler und Stolpersteine zu schreiben. Auch über die eigenen. Doch schon bald zeigte sich: Wir konnten die Frequenz nicht halten. Die Energie floss ins Alltagsgeschäft, das Vorrang hatte. Ähnlich ging es mit weiteren Ideen, die wir voller Enthusiasmus formulierten – sie verlangten mehr Zeit und Ressourcen, als wir im Moment hatten. Oder eben ich wahrhaben und realisieren wollte.

Die ersten vier Monate fühlten sich deshalb an wie eine wilde Achterbahnfahrt. Wir wollten zu viel gleichzeitig liefern, auf zu vielen Wellen gleichzeitig reiten. Und irgendwann wurde klar: Das geht nicht. Es kam zu Abgängen – für mich persönlich eine grosse Enttäuschung. Aber auch ein Signal: Wir mussten unsere Worte mit Taten füllen und uns realistisch fokussieren.

Auch operativ lief nicht alles wunschgemäss. Das System, auf das wir setzten – Odoo im Hintergrund – war komplexer und anspruchsvoller, als wir gedacht hatten. Prozesse, die wir von früher übernommen hatten, mussten kritisch hinterfragt werden. Und auch für Kunden war dieser technische Ansatz eine Herausforderung.

Talfahrt

Nach der Euphorie kam die Talfahrt. Wir merkten, dass wir die versprochene Qualität nicht durchgängig halten konnten. Wir konnten das Tempo der Publikationen nicht aufrechterhalten. Wir mussten viel mehr lernen, wie unsere Systeme wirklich funktionieren. Und wir stellten fest, dass nicht alle Grundsatzprozesse, die wir übernommen hatten, gleich gut bei uns gelebt wurden.

Es war eine schwierige Zeit, nicht nur organisatorisch, sondern auch menschlich und energetisch. Viele Baustellen, viele parallele Projekte – das zehrte. Und streng nach dem Motto ein Reboot tut immer gut, brauchte es einen Reset.

Dabei halfen uns auch z.ahlreiche Lichtblicke: Immer wieder trafen wir auf Menschen, die angetan waren von den Prinzipien und der Haltung des ZfV. Dieser Goodwill und diese Unterstützung von aussen gaben uns und mir mentale Stärke. Sie halfen, die Talsohle zu überwinden und wieder nach vorne zu schauen.

Neuer Aufschwung – getragen von vielen Menschen

Über den Sommer, auch dank der grossen Mithilfe der Mitarbeitenden, konnten wir viele To-dos erledigen, Klarheit schaffen und Prozesse stabilisieren. Das ZfV wurde getragen von:

  • Fiona, unsere junge Mitarbeiterin, die trotz Verunsicherung durch Abgänge blieb und mit viel Loyalität weiterarbeitete.
  • René, der die Vision teilte, sich tief in die Buchhaltung vertiefte und viele Stunden investierte, um das System zu verstehen und zu verbessern.
  • Christoph, den ich über den Interimspool fand und der uns im Bereich Administration und Finanzen konzeptionell stärkte.
  • Unser Beirat mit Ramona, Annette, Lukas und Claudio, entstanden aus langen Diskussionen über die Rolle eines Verwaltungsrats. Es ist nicht selbstverständlich, dass erfahrene Menschen bereit sind, das ZfV mit Know-how und Sparring zu begleiten und nicht an der formellen Rolle interessiert sind. Diese Erkenntnis war ein Durchbruch und gab uns neue Energie. 
  • Gabriela Bovisi, die mit ihrer Rekrutierungsexpertise auf unsere positive Grundhaltung traf und den Bereich Kampahire professionell weiterbringen möchte.
  • Walter Brunner, den ich ursprünglich als Kunden kennenlernte und der sich für mich zu einem wichtigen Austauschpartner entwickelte, wohlwollend und kritisch zugleich.
  • Lynna und Louise, die über den Sommer mithalfen und so ebenfalls Teil des Projekts wurden. Louise wird auch weiter mitwirken.

Und sicher noch viele weitere Menschen, die hier nicht alle namentlich genannt sind – aber deren Unterstützung für uns ebenso wertvoll war.

Für ein kleines Start-up wie das ZfV ist diese Vielfalt an Menschen, die bleiben, die neu dazukommen, die kritisch begleiten oder Vertrauen schenken, unbezahlbar.

Ausblick

Heute, am Anfang des letzten Drittel des Jahres, blicken wir nach vorne – mit teilweise neuen Menschen, frischen Energien und einem engagierten Beirat. Wir wissen: Wir lernen weiter, es gibt noch Umstellungen. Aber wir haben die Weichen gestellt, wir arbeiten konstruktiv zusammen, und neue Türen öffnen sich.

Für mich persönlich bleibt die wichtigste Erkenntnis: Enthusiasmus ist wertvoll, aber er braucht Raum und Zeit. Das ZfV ist wie ein zartes Pflänzchen. Es muss Wurzeln schlagen, einen starken Stamm entwickeln, und erst dann können die Äste wachsen und Früchte tragen. Und wenn diese Früchte reifen, dann sind sie das Ergebnis von gemeinsamer Arbeit, gegenseitiger Unterstützung und Vertrauen.

Und diese Früchte werden schmecken, da bin ich sehr davon überzeugt.

Rückblick nach zwei Dritteln des Jahres 2025
ZfV - Zentrum für Verbandsführung AG, Martin Diethelm 31. August 2025
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